Tagung "Die Stadt und die Anderen. Wahrnehmung und Erfahrung von Fremdheit in Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit - Hermann Weinsberg zum 500. Geburtstag"

Ort Bonn
Datum 24.09.2018 – 25.09.2018
Veranstaltungsort Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Universitätsforum, Heuss-Allee 18–24, 53113 Bonn
Veranstalter Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in Verbindung mit dem Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande

Städte waren und sind Orte der Begegnung mit Fremden, ob sie nun aus Nachbarregionen oder einem anderen Kulturkreis stammen, einer anderen Religion oder Konfession angehören, den eigenen Wohnort teilen, aber sozial und habituell in einer ‚anderen Welt‘ leben, oder einfach nur ein anderes Geschlecht oder eine andere sexuelle Orientierung haben. Wer oder was als ‚fremd‘ angesehen wird, ist immer abhängig von der Definition des Eigenen. Die Konstruktion von Fremdheit und die Herstellung von Alterität, das sogenannte Othering, sind daher zugleich Teil eines Sinnstiftungsprozesses mit Blick auf die eigene Identität. Städtische Selbstzeugnisse und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit reflektieren diese Zusammenhänge in unterschiedlicher Weise. Gelegentlich erscheinen die Autoren als neugierig und offen, um sich das Fremde anzueignen und es gegebenenfalls in das Eigene zu inkorporieren, vielfach zeigen sie sich aber auch vorurteilsbehaftet und ablehnend, um die Abgrenzung zur Bildung und Schärfung der eigenen, der familiären oder einer gemeindlich-kollektiven Identität zu nutzen.

Die Tagung will die Wahrnehmungen und Erfahrungen von Fremdheit und deren Verarbeitung in städtischen Selbstzeugnissen und Chroniken der Vormoderne in zwei miteinander verflochtenen Perspektiven diskutieren: Zum einen soll es um die konkreten, in den Texten artikulierten Fremdheitserfahrungen gehen. Zu diskutieren wäre etwa, wer oder was als fremd bzw. anders wahrgenommen wird, wie Begegnungen mit dem Fremden stattfinden, welche Konflikte daraus resultieren, wie sie gelöst werden oder warum sie unlösbar bleiben. Neben dem unmittelbaren Kontakt mit fremden Menschen oder fremden Dingen geht es dabei auch um die Wahrnehmung des Fremden aus der Ferne, insbesondere die Auseinandersetzung mit anderen Regionen, Ländern und Kulturen in und außerhalb Europas. Zum anderen wird das Augenmerk auf den Texten selbst und der Figur des Fremden im medialen Kontext liegen. Dabei soll gefragt werden, wie Fremdheit in den jeweiligen Texten konstruiert wird, welche narrativen Strategien bei der Darstellung des Fremden und der Konstruktion des Anderen eingesetzt werden und schließlich welche Bedeutung die Herstellung von Differenz für die Identität des Verfassers und seiner Stadtgemeinde hat.

Der LIT Verlag ist ebenfalls vor Ort, präsentiert sein Fachprogramm – und wünscht allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine schöne und ertragreiche Zeit.