Als Vehikel visueller Kommunikation, das Ein- und Ausblicke an der Schwelle von Innen- und Außenraum gewährt, steht das Fenstermotiv in einer ebenso langen wie vielgestaltigen Bildtradition. Dabei kommt ihm nicht zuletzt eine modellhafte Bedeutung zu, die auf dem metaphorischen Vergleich von Bild- und Fensterschau basiert und somit elementare Fragen bildnerischer Repräsentation und ihrer Wahrnehmung berührt. Vor diesem Hintergrund folgt die Studie der Intention, die bis ins frühe 20. Jahrhundert gut erforschte Motivgeschichte des Fensters für die internationale Kunst nach 1945 fortzuschreiben, um ihren bislang kaum beachteten Kontinuitäten und Wandlungen bis in die unmittelbare Gegenwart nachzuspüren. In den Blick geraten hier so unterschiedliche Künstler wie Jan Dibbets, Ida Applebroog, Howard Hodgkin, Anna Oppermann, Gerhard Hoehme, Peter Halley oder R'emy Zaugg, deren je eigener Zugang zu Motiv und Topos des Fensters anhand von Einzelwerken und Werkgruppen erörtert wird.