Nicht die Götter, sondern die Toten und Ahnen sind das Verbindende zwischen schwarzafrikanischer, altägyptischer und römischer Religion. In allen Kulturen haben die Lebenden ein genuines Interesse an den Toten, aber in den Religionen des afrikanischen Kontinents nimmt es größeren Raum ein als in anderen Kulturen. Als Gründer und hilfreiche Ahnen sind sie gegenwärtig, als Tote auf ihrem schwierigen Weg im Jenseits bedürfen sie des Beistands der Lebenden durch Kult und Opfer. Schwarzafrikaner und Ägypter begleiten sie durch aufwendiges Ritual. Die Römer beten nicht zu ihren Toten, aber das Verhältnis der pietas filialis geht über den Tod hinaus und reicht bis in die Mitte römischer Frömmigkeit.
Heinrich Balz Dr. phil. Dr. theol. lehrte sechzehn Jahre an verschiedenen afrikanischen kirchlichen Hochschulen. Er war bis zu seiner Emeritierung Professor für Religions- und Missionswissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin.