Ein Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar von Prof. Dr. Michael Wiescher (Notre Dame/USA)
Arthur E. Haas war ein österreichischer theoretischer Physiker, der aus einer erfolgreichen jüdischen Familie stammte. Er sah sich zunehmend mit dem aufkeimenden Antisemitismus in Österreich konfrontiert, der ihn zeitweise an der Fortsetzung seiner Universitätskarriere hinderte. Arthur E. Haas war der letzte Student Ludwig Boltzmanns, der heute vor allem für seine frühen Beiträge zur Quantenphysik bekannt ist. In den 1920er Jahren wurde Haas zum erfolgreichen Autor von mehreren Lehrwerken und populärwissenschaftlichen Büchern der modernen Physik. In den frühen 1930er Jahren verlagerte er seinen Schwerpunkt von der Quantenphysik zur Kosmologie. Aufgrund der zunehmenden Feindseligkeit gegen Juden in der Wissenschaft emigrierte er 1935 von Österreich in die Vereinigten Staaten und akzeptierte 1936 auf Empfehlung von Albert Einstein eine Professur an der Universität von Notre Dame (USA). Dort setzte er seine Arbeiten zur Kosmologie fort und forschte zu möglichen Beziehungen zwischen der Masse des Universums und den verschiedenen kosmologischen Grundkonstanten. Ziel dabei war es, Konzepte für das frühe Universum zu entwickeln. Zusammen mit Georges Lemaître organisierte er 1938 die erste internationale Konferenz über Kosmologie, zu der mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Notre Dame kamen. Der Vortrag wird Haas' wissenschaftliche Interessen und Leistungen im Kontext seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung diskutieren.
Zur Veranstaltung:
Dienstag, 8. März 2022 um 18:00 Uhr
Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften
Die Veranstaltung wird online in einem Zoom-Meeting übertragen. Es ist keine Anmeldung erforderlich
Zum Buch:
Michael Wiescher, Arthur E. Haas: Ein verborgener Pionier der modernen Physik. Eine Biografie, LIT Verlag 2022,768 S., 69.90 EUR, ISBN 978-3-643-91214-5
Weitere Informationen: https://www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/2956/=