Stellungnahme zu Clemens Heni, "Im seriösen Mantel" im Tagesspiegel

Unter dem Titel "Im seriösen Mantel" publizierte im Tagesspiegel online am 13.04.2018 Herr Clemens Heni einen Artikel, der falsche Behauptungen enthält. Die Gegendarstellung wurde vom Tagesspiegel zurückgewiesen. Ebenso wurden die Leserbriefe von meiner und anderer Seite gelöscht.

1. Der Lit Verlag habe in den 80ern diverse Schriften von Henning Eichberg publiziert. Richtig ist: Es wurden zwei sportwissenschaftliche, unpolitische Bücher publiziert, an denen Eichberg beteiligt war. Der erwähnte Band "Die Veränderung des Sports ist gesellschaftlich" ist ein Diskussionsband, an dem zahlreiche Sportwissenschaftler mitgearbeitet haben. Der Band "Körperkulturen und Identität" wurde von Eichberg zusammen mit dem dänischen Wissenschaftler Jørn Hansen publiziert.

2. Es wird behauptet, die "diversen Schriften des neurechten Vordenkers Henning Eichberg" seien "von Hopf zum Teil mit Nachworten angepriesen" worden. Dies ist nicht richtig. Zu keinem dieser Bände habe ich ein Nachwort verfasst. Ich habe auch nie Eichbergs politische Schriften angepriesen. Ich habe vielmehr seine wissenschaftliche Position in der historischen Verhaltensforschung im Band "Die Veränderung des Sports ist gesellschaftlich" kritisiert.

3. Es wird von Herrn Dr. Heni behauptet, ich habe mich "auf eine Anfrage nicht geäußert". Es ist leider nicht richtig, dass Herr Dr. Heni mich zu einer Stellungnahme angefragt hat.

4. Es hat nie ein Mitarbeiter mit dem Austritt aus dem Verlag gedroht.

5. Nachdem Herr Dr. Heni persönlich aufgefordert worden ist, den Text zu korrigieren, wurde er, ohne dies dem Leser kenntlich zu machen, teilweise geändert und nun unter dem 12.04.2018 veröffentlicht. Nun wurde nur noch geschrieben "Hopf hat zusammen mit Eichberg Nachworte geschrieben". Von einer Anpreisung ist nicht mehr die Rede.

6. Gleichwohl wird behauptet, Hopf "dürfte durchaus Sympathien für die neue rechte Bewegung haben". Dies ist absoluter Unsinn. Zur gleichen Zeit wurden Bücher von und mit Arno Klönne, einem ausgewiesenen Kenner der Neuen Rechten, publiziert. Er erklärt ausdrücklich, dass gegen den Autor Eichberg und seine im Lit Verlag publizierten Bücher keine Bedenken bestehen.

Herr Heni hat auch auf seiner Webseite einen Beitrag „Antisemitismus auf der Straße, im Café oder im Salon“ publiziert, in dem er versucht, den LIT Verlag in eine rechte Ecke zu stellen. Da er nicht viel an Argumenten hat, muss ein Nebel erzeugt werden. An einem Nachwort zu dem Band „Fußlümmelei“, der 1982 erschien, bemängelt er, dass „kein kritisches Wort zur antifranzösischen Hetze Jahns“ formuliert wurde. Etwa zur selben Zeit publizierte ich einen Aufsatz „Turnte Turnvater Jahn?“, den Norbert Elias in seinem Buch „Studien über die Deutschen“ (Frankfurt am Main, 1992, S. 120) zustimmend zitiert. Damals war Frankreich bekanntlich Besatzungsmacht. Man hatte also allen Grund. In diesem sporthistorischen Text geht es um das Bewegungsverhalten im Turnen. Auch in einem neu aufgelegten Schulbuch, also einem staatlich geprüften Text, will Herr Heni ein verdächtiges Zitat gefunden haben. „Bei einigen linken NSDAP-Führern [...] blieb hingegen der Antisemitismus zunächst im Hintergrund.“ Diese Position ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht unbekannt. Dieses Zitat ist alles, was gefunden worden ist. Es wird nicht dem Autor zugeschrieben, sondern gefragt „Wie kann der LIT Verlag also schreiben [...]?“. Es wird dann eine Vermischung mit anderen Texten erzeugt, also Nebel, sodass man fast den Eindruck hat, der LIT Verlag hätte Goebbels publiziert. Darüber hinaus erzeugt Herr Heni den Eindruck, diese Bücher wären für den Verlag zentral. Herr Heni hat auch sonst keine weiteren „rechten“ Bücher im Verlag gefunden. Also bei ca. 20.000 veröffentlichten Büchern eine magere Auswahl.

Abschließend sei bemerkt, dass der verstorbene Henning Eichberg seit langem Mitglied der Sozialistischen Volkspartei Dänemarks (SF) war.

Stellungnahme Dr. Wilhelm Hopf / LIT Verlag zur "Erklärung 2018" und zum "Aufruf Unterschriftenaktion" in der KV-Liste

Die "Erklärung 2018" als Verleger des LIT Verlags zu unterschreiben, war ein Fehler. Ich ziehe daher meine Unterschrift unter die "Erklärung 2018" zurück.

1. Meine Haltung zur Migrationspolitik und mein Plädoyer für ein umfassendes Recht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit kommt in der "Erklärung 2018" nicht in der für die Debatte notwendigen Differenziertheit zum Ausdruck und hat zu nachhaltigen Irritationen und Protest geführt.

2. Ich hatte ohne Prüfung der Initiatorin (ehemals bekannt als DDR-"Bürgerrechtlerin") Vera Lengsfeld vertraut und nicht genügend wahrgenommmen, dass die Erklärung zu vereinfachenden populistischen Folgerungen verleitet: Das hätte nicht passieren dürfen.

3. Nicht berücksichtigt habe ich, dass ich als Verleger immer im Zusammenhang mit Herausgeberinnen / Herausgebern, Autorinnen / Autoren und Lektoren gesehen werde: Meine Unterschrift unter die "Erklärung 2018" war eine unabgesprochene Handlung von mir, die von den Lektoren des Verlages nicht mitgetragen wird. Ich als Verleger befinde mich an exponierter meinungsbildender Stelle und sehe meine Aufgabe weiterhin, an einem umfassend fundierten Diskurs über Fächer- und Länder-Grenzen hinaus mitzuwirken. Die Rechte von Minderheiten und Bedrohten, besonders Juden, bleiben dabei immer im Fokus.

4. Damit entspricht die "Erklärung 2018" in keiner Weise der Programm-Pluralität des Verlags: Das Programm des LIT Verlags verdankt sich der Kompetenz und dem Engagement der Autorinnen / Autoren und ist durch Weltoffenheit und Internationalität geprägt. Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit liegen ihm fern. Das Zitat aus meiner Stellungnahme, die in dem Aufruf nicht mitgeschickt wurde, ist aus dem Zusammenhang gerissen.

5. Eine für die wichtige Migrationsdebatte differenzierte Einschätzung findet man in "10 Thesen für ein weltoffenes Deutschland" von Richard Schröder, Eva Quistorp und Gunter Weißgerber: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article169627929/10-Thesen-fuer-ein-weltoffenes-Deutschland.html. Diesen Thesen stimme ich zu und bekräftige sie vor dem Hintergrund meiner langjährigen Verlagsarbeit. Wir bieten Ihnen an, diese Thesen in einem Buch zu diskutieren.

6. Ich bedauere die Irritation für die Autorinnen / Autoren und Herausgeberinnen / Herausgeber und auch für das langjährige Lektorenteam: Der Verlag bildet seit Jahrzehnten eine internationale Plattform für ein inhaltlich weltoffenes, differenziertes Wissenschaftsprogramm, zu dessen Mitgestaltung ich zusammen mit den Lektoren weiter einlade. Eine Kritik am Verlagsprogramm wurde auch in dem Aufruf nicht geäußert.

Münster 9. April 2018

Dr. W. Hopf

Die Lektoren des LIT Verlags zur "Erklärung 2018" und zum "Aufruf Unterschriftenaktion" in der KV-Liste

Die Unterzeichnung der "Erklärung 2018" https://www.erklaerung2018.de/ durch den Gründer und Verleger des LIT Verlags hat für große Irritation gesorgt. Einige Autor_innen und Herausgeber_innen haben sich in einem Aufruf nicht nur inhaltlich vom Verleger Dr. W. Hopf distanziert, sondern auch die weitere Zusammenarbeit mit dem LIT Verlag in Frage gestellt.

Dazu möchten wir als langjährige Lektoren und Programmgestalter des Verlags Stellung nehmen.

1. Als Lektoren bedauern wir diese Irritation und distanzieren uns von der "Erklärung 2018" und der Unterzeichnung durch den Verleger. Sie wird in Geist, Inhalt und Form von uns nicht mitgetragen. Die Unterzeichnung erfolgte ohne Konsultationen mit den Verlagsmitarbeitern. Inzwischen wurde sie zurückgezogen (vgl. eigene Erklärung des LIT Verlegers vom 9.4.2017).

2. Der LIT Verlag vertrat und vertritt als Wissenschaftsverlag einen pluralistischen, multi-perspektivischen Ansatz als Basis seines Programms. Dies war, ist und bleibt Anspruch und Ausrichtung unserer multidisziplinären Verlagsarbeit. Gerade in seinen Arbeiten zu Migration und Studien zu bedrohten Minderheiten wird dies deutlich.

3. Ein Aufruf zur Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Verlag trifft ein inhaltliches Profil und eine Verlagsarbeit, die weit Differenzierteres bieten als Erklärungen von wenigen Zeilen. Ein Aufruf zur Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Verlag wird unserer jahrzehntelangen vertrauensvollen und konstruktiven Kooperation mit engagierten Wissenschaftler_innen aller Disziplinen nicht gerecht. Der Aufruf geht weit über eine verständliche inhaltliche Protestnote hinaus. Er hat Boykottcharakter, der mit dem Programm des Verlags nicht begründbar ist. Er trifft das falsche Programm und die falschen Mitarbeiter.

4. Für einen Protest gegen die "Erklärung 2018" gibt es inzwischen eine geeignete Plattform: http://antwort2018.hirnkost.de/

5. Wir möchten unsere Autor_innen und Herausgeber_innen ermutigen und auffordern, Ihre nachvollziehbare Reaktion zu überdenken und die bewährte Zusammenarbeit fortzusetzen. Für einen weiteren Austausch und Rückfragen stehen wir bereit.

Münster/Berlin, den 9. April 2018

Guido Bellmann
Veit D. Hopf
Dr. Michael J. Rainer
Martin W. Richter


Stellungnahme zum Boykottaufruf

Meine Stellungnahme gegenüber Herrn Professor Angermüller. Diese hat er leider in wichtigen Punkte falsch zitiert.

Der von Herrn Professor Angermüller aufgesetzte Text, der zur Unterschrift aufordert, enthält mehrere Ungenauigkeiten. Ich darf auf zwei hinweisen:

1. Ich habe mich nicht auf meine Meinungsfreiheit berufen, sondern auf die Meinungsfreiheit anderer, insbesondere wenn man deren Meinung nicht teilt, und dies ausführlich begründet.

2. ist das Zitat "Unterstellung [...] die Kritik an der illegalen Masseneinwanderung hätte irgendetwas mit rechtem Gedankengut zu tun" völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Es ist der Punkt 6 meiner Stellungnahme, in Punkt 5 wird auf die Position der dänischen Sozialdemokraten verwiesen, die jede Form der Einwanderung ablehnen. Dies wird ausgeführt durch ein Zitat von Richard Schröder: "Wenn sich jemand kritisch zur bisherigen Migrationspolitik äußert, ist die übliche Reaktion nicht die, dass man seine Argumente der Reihe nach prüft und gegebenenfalls mit Gegenargumenten widerlegt, wie das in der Tradition der Aufklärung geboten wäre, sondern man geht den pauschalisierenden Weg: Er vertritt AfD-Positionen."

Im Folgenden finden Sie die vollständige Mail, aus der im Aufruf zitiert wird (wahrscheinlich von Herrn Prof. Angermüller):

Sehr geehrter Herr Professor Angermüller,

von einer Dienstreise aus der Schweiz zurückkommend wird mir Ihre Mail weitergeleitet. Es verwundert etwas, dass Sie mich nicht direkt angeschrieben haben, wobei Sie es doch für notwendig befunden haben, alle möglichen E-Mail-Adressen des Verlags anzuschreiben und darüber hinaus eine Reihe von Personen, ohne vorher die Möglichkeit einer Stellungnahme einzuräumen. Zur Sache Folgendes:

1. Wir pflegen ein breits Verlagsprogramm, in dem auch zur Migrationsdebatte die unterschiedlichsten Positionen bezogen werden. Da ist auf der einen Seite das "Jahrbuch Migration" (http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-11305-4) und auf der anderen Seite etwa "Die letzten Tage Europas" von Walter Laquer, dem international renommierten, jüdischen Historiker (http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-13351-9).

2. Der Verlag setzt sich entschieden für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit ein. Dazu wird demnächst ein Buch erscheinen: "Von der Freiheit der Wissenschaft und ihren Feinden". Wir gehen dabei von der Position des wohl weltweit bekanntesten linken Intellektuellen Noam Chomsky aus:

"Goebbels was in favor of free speech for views he liked. So was Stalin. If you're really in favor of free speech, then you're in favor of freedom of speech for precisely the views you despise. Otherwise, you're not in favor of free speech." (https://www.goodreads.com/quotes/688824-goebbels-was-in-favor-of-free-speech-for-views-he)

Chomsky hat in seinem Leben viele Erklärungen unterzeichnet. Ihm ging es immer darum, die Meinungsfreiheit zu verteidigen. Das Einsetzen für die Meinungsfreiheit ist nicht gleichzusetzen mit der Übernahme der jeweiligen politischen Positionen. Auch darauf hat Chomsky immer wieder hingewiesen und ist immer wieder missverstanden worden. Chomskys Position deckt sich mit der der bekannten amerikanischen Menschenrechtsorganisation ACLU. Diese hat sogar das Recht von KuKluxKlan-Mitgliedern verteidigt, ebenso wie sie gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und die Trumpsche Einwanderungspolitik vorgegangen ist.

3. Die Erklärung ist initiiert worden von der bekannten DDR-Bürgerrechtsaktivistin Vera Lengsfeld. Die Erklärung hat zwei Punkte, fordert Demonstrations- und damit Meinungsfreiheit für friedliche Demonstranten. Im Sinne von Chomsky, des Grundgesetzes und des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte kann wohl niemand dagegen sein. Diese Freiheit gilt selbstverständlich auch für politische Positionen, die einem nicht gefallen.

4. Dass es eine illegale Masseneinwanderung gibt, kann mit gutem Recht behauptet werden, die Position vertreten zahlreiche Juristen und ist sogar in einem Gerichtsurteil festgehalten worden:

"Zwar hat sich der Betroffene durch seine unerlaubte Einreise in die Bundesrepublik nach §§ 95 Abs. 1 Nr. 3, 14 Abs. 1 Nr. 1, 2 AufenthG strafbar gemacht. Denn er kann sich weder auf § 15 Abs. 4 Satz 2 AufenthG noch auf § 95 Abs. 5 AufenthG i.V.m. Art. 31 Abs. 1 GFK berufen. Die rechtsstaatliche Ordnung in der Bundesrepublik ist in diesem Bereich jedoch seit rund eineinhalb Jahren außer Kraft gesetzt und die illegale Einreise ins Bundesgebiet wird momentan de facto nicht mehr strafrechtlich verfolgt." (Auszug aus einer Urteilsbegründung des OLG Koblenz vom 14.02.2017: http://www.landesrecht.rlp.de/jportal/portal/t/7qe/page/bsrlpprod.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&doc.id=KORE242742017&doc.part=L)

5. Gegen diese Form der Einwanderung zu sein, wird mittlerweile von zahlreichen Linken geteilt. Da ich gerade in der Schweiz war, darf ich die Position eines bekannten Schweizer Sozialdemokraten anfügen, der sich nicht zufällig auf die Position der dänischen Sozialdemokraten, die jede Form der Einwanderung ablehnen, bezieht:

"[...] In Dänemark haben sich die Sozialdemokraten kürzlich gegen die weitere Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen. Das gibt mir zu denken."

Inwiefern?

"Kritik an der Migration darf auch für die SP [Sozialdemokratische Partei der Schweiz] kein Tabu sein. Wir müssen uns endlich von der Krankenschwestermentalität lösen. Nicht jeder Migrant ist an Leib und Leben bedroht, viele suchen einfach den wirtschaftlichen Aufstieg. Aus Angst, als Rassist zu gelten, werden heikle Punkte wie die Anzahl der Flüchtlinge und ihre Kultur gar nicht thematisiert, obwohl sie die Bevölkerung beschäftigen. Die Rechtspopulisten, die es tun, legen in ganz Europa zu. Die Linke wird bestraft, weil sie den Flüchtlingen hilft. Das muss sie. Aber nicht kritiklos." (Interview mit Helmut Hubacher, NZZ vom 27.3.2018: https://www.nzz.ch/schweiz/ich-wollte-nie-jedermanns-darling-sein-ld.1369522)

6. Es ist also eine Unterstellung, zu behaupten, die Kritik an der illegalen Masseneinwanderung hätte irgendetwas mit rechtem Gedankengut zu tun. Dazu ist vielleicht mit Richard Schröder, einem Mitbegründer der DDR-SPD, festzuhalten:

"Wenn sich jemand kritisch zur bisherigen Migrationspolitik äußert, ist die übliche Reaktion nicht die, dass man seine Argumente der Reihe nach prüft und gegebenenfalls mit Gegenargumenten widerlegt, wie das in der Tradition der Aufklärung geboten wäre, sondern man geht den pauschalisierenden Weg: Er vertritt AfD-Positionen. Das ist aber die Methode der Inquisition gewesen: rechtgläubig oder Ketzer? Die Inquisitionsmethode, die wir auch in der DDR erleben mussten, ist beliebt, weil bequem. Man muss sich nicht mit der widerborstigen Wirklichkeit herumschlagen, sondern kann draufhauen. Verbrannt wird niemand mehr, aber doch recht schnell geächtet. Wenn mir noch eine halb ernste Glosse erlaubt ist: Ich fürchte den Tag, an dem die AfD erklärt: 2x2=4. Dann müssten die mit der Inquisitionslogik erklären: Das kann nicht stimmen, weil es die AfD behauptet. 2x2 ist vielleicht 3 oder 5, aber jedenfalls nicht vier. Könnte es nicht sein, dass die AfD eine falsche, missgeleitete Reaktion auf ein tatsächliches, echtes, aber unterdrücktes Problem ist?" (Richard Schröder auf "Welt Online" vom 19.03.2018: https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus174671798/Migration-Die-AfD-als-eine-falsche-Reaktion-auf-ein-tatsaechliches-Problem.html)

7. In unserem Verlagsprogramm hat sich vor zehn Jahren Ralph Giordano, der die Nazijahre in Hamburg überlebte, im Sinne dieser Erklärung geäußert.

8. Die Antwort des ebenso im LIT Verlag publizierten, englischen Verlegers George Weidenfeld, geborener Wiener Jude, auf die Frage "Was ist bei der Integration dieser Zuwanderer falsch gelaufen?", lautet: "Wir haben nicht darauf bestanden, dass sich jeder bei uns klar von Intoleranz und Gewalt distanziert hat. So wird sich auch der Antisemitismus, der in arabischen Herkunftsländern eine Art Staatsreligion ist, weiter in Westeuropa festsetzen. Nicht nur für jemanden wie mich, der den Antisemitismus im Wien der Dreißiger Jahre am eigenen Leibe erlebt hat, bedeutet das eine Katastrophe." (aus Roland Girtler: "Farbenstudenten zwischen Weltbürgertum und Antisemitismus". LIT Verlag, Berlin 2016) Die Aktualität zeigt nicht zuletzt das Schicksal Mireille Knolls, einer Holocaust-Überlebenden aus Paris, die nicht nur ermordet, sondern auch verbrannt wurde. (https://www.focus.de/politik/ausland/mord-in-paris-holocaust-ueberlebende-mireille-knoll-ermordet_id_8673689.html)

9. Da Sie in England tätig sind, darf ich auf das Buch von Mick Hume hinweisen, "Trigger Warning", zu dem Salman Rushdie feststellte: "It's strong-minded, unafraid, determined to knock down all the various specious arguments against free speech, unapologetic about insisting on the value of free expression, and terrifically well argued. In these weak-minded times it's good to have so uncompromising a defence."

10. Die Verlagsposition könnte man auch mit Mick Hume, der für sein Magazin "Living Marxism" den Slogan "ban nothing - question everything" wählte, beschreiben.

11. Ich darf Ihnen anbieten, einen Beitrag für unseren in der Abschlussredaktion befindlichen Band "Die Freiheit der Wissenschaft und ihre Feinde" zu schreiben. Leider haben wir bisher niemanden gefunden, der bereit war, die Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu vertreten. Folgt man Chomsky und Hume, müssten Sie genau diese Position vertreten. Weder aus der Studentenschaft noch der Professorenschaft noch den Universitätverwaltungen, die aktiv oder passiv an der Verhinderung universitärer Veranstaltungen beteiligt waren, hat jemand sich bereit erklärt, im Nachhinein diese Position zu verteidigen. Dies ist umso erstaunlicher, als es, zumindest im anglo-amerikanischen Raum, ich erinnere mich an einen Beitrag in der New York Times, Begründungen für diese Positionen gibt.

Wenn ich es recht sehen, haben Sie aber schon lange nichts mehr im LIT Verlag veröffentlicht. Von daher bin ich etwas verwundert über Ihre "Besorgnis". Ich darf Sie bitten, diese Stellungnahme an Ihren Verteiler weiterzugeben. Selbstverständlich könnten wir dies auch vornehmen.

Mit freundlichem Gruß

Dr. W. Hopf